Auch im zweiten Lockdown setzten viele Unternehmen ihre Angestellten auf Kurzarbeit. Unlängst las ich, der Grossverteiler mit dem grossen M im Namen verzichte darauf, seinen Mitarbeitenden die Kurzarbeits-Entschädigung aufzustocken. Ich musste zweimal lesen. So, das Unternehmen verzichtet also?

Wer da verzichtet, das ist das Personal. Es muss darauf verzichten, einigermassen unbeschadet über die Runden zu kommen. Das heisst: Es würde gern darauf verzichten, in schwierigen Zeiten doppelt bestraft zu werden. 

Dieses Unternehmen verdient sich weiterhin eine goldene Nase, auch während der Corona-Pandemie und ist damit in guter Gesellschaft. Es verzichtet nicht, sondern weigert sich, mit Anstand zu wirtschaften, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – die so gerne als wertvollstes Gut bezeichnet werden , wertschätzend zu behandeln.

Und jene, die ganz unbedarft das Wort verzichten übernommen haben in der Berichterstattung, waren schlicht zu faul, darüber nachzudenken, was Verzicht eigentlich bedeutet.

Einige Tage später die Kehrtwende: Nach Kritik aus verschiedenen Kreisen lenkte das Unternehmen ein. Das hörte sich dann so an: Angesichts der «positiven Entwicklung im Genossenschaftlichen Detailhandel» habe man entschieden, den betroffenen Mitarbeitenden weiterhin die Differenz von 20 Prozent zur gesetzlich vorgegebenen Kurzarbeits-Entschädigung von 80 Prozent auszugleichen.

Genau, das grosse M ist nämlich nach wie vor als Genossenschaft organisiert, so wie es sein Gründer bestimmte. Seinen Ursprung hat das Unternehmen aber leider längst verraten. Es wäre immerhin ehrlich zu sagen: Wir pfeifen auf die Genossenschaft und stehen zu dem, was wir sind,  ein kapitalistischer, auf Gewinn ausgerichteter Konzern. Oder so ähnlich

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