Unlängst starrte ich am Bahnhof auf ein Plakat: McDonalds kündigte an «Wir sind offen». Ich war irritiert und fragte mich: Offen wofür? Offen für unbegrenzten Rindfleischkonsum? Offen für Ketchup-Varianten? Ich schüttelte den Kopf und stieg in den Zug.
Seit Montag, 1. März, ist es Läden, Zoos, botanischen Gärten und Museen wieder erlaubt zu öffnen. Die Lockerung gilt auch für die Aussenbereiche von Sport- und Freizeitanlagen sowie die Lernplätze in Bibliotheken. Was für eine gute Nachricht!
Nun lese ich in einem Branchenreport, dass eine Werbeagentur von den Zürcher Museen mit einer Kampagne beauftragt worden sei. Sechs Sujets würden darauf hinweisen, dass auch beim Museumsbesuch Abstand halten und Maske tragen nach wie vor Pflicht seien.
Ich lese weiter, denn regelmässig kann ich über Werbetexte schmunzeln. Als ich den ersten Spruchlese, muss ich nicht schmunzeln, sondern seufzen: «Aktuell das beste Kulturangebot – mit Abstand. Wir sind offen.»
Schon wieder «Wir sind offen», wenn es doch heissen müsste: «Wir haben geöffnet.»
Eine Tür ist offen oder ein Fenster.
Offen sein kann man für etwas («wir sind offen für Veränderung») oder gegenüber jemanden, im Sinne von: aufgeschlossen sein, zugänglich sein.
Aber vielleicht war es nur ein Ausrutscher? Leider sind die anderen Beispiele nicht besser: «Lächeln und staunen hinter der Maske. Wir sind offen», oder «Die Fallzahlen lassen im Fall Ausstellungsbesuche wieder zu. Wir sind offen.» Der Fehler hat offenbar System.
Weshalb diese Marotte, die sich offenbar in die (Werbe-)Sprache eingeschlichen hat?
«We are open» heisst es auf Schildern von britischen und US-amerikanischen Läden. Absolut korrekt.
Aber: Es ist nicht kuhl, gelungene englische Ausdrücke schlecht ins Deutsche zu übersetzen. Einfach nicht.
“Wir sind offen” … wird herzlich gegrüsst von “das macht keinen Sinn”!
Hallo Martin,
genau. Ich nehme “das macht keinen Sinn” auf meine Liste der Sprachverbrechen. Suleika