Ich vermisse sie. Immer wieder. Immer öfter. 

Wo sind sie geblieben?

Die Rede ist von den Artikeln.

Artikel (von lateinisch articulus = Gelenk) werden auch als Geschlechtswörter oder Begleiter bezeichnet. Sie werden in Verbindung mit einem Substantiv gebraucht. Sie sind also dringend notwendig – würde man meinen. 

Und doch höre oder lese ich immer öfter Sachen wie: «vbl wünscht Ihnen frohe Festtage», «Postauto heisst sie herzlich willkommen», «thurbo wünscht Ihnen eine gute Fahrt» oder «bei Fragen kontaktieren Sie ERZ».

vbl ist das Logo der Verkehrsbetriebe Luzern, Postauto eine Tochtergesellschaft der Post, Thurbo ist die Regionalbahn der Ostschweiz und ERZ die Abkürzung von Entsorgung + Recycling Zürich.

Was mag dahinterstecken? Nehmen wir ERZ, eine Dienstabteilung der Zürcher Stadtverwaltung. Früher hiess das wohl Amt für Abfallentsorgung oder ähnlich. Und so wie die Beamten und die Beamtinnen abgeschafft wurden, soll es wohl auch keine Ämter mehr geben in der modernen Dienstleistungsgesellschaft. Oder hat es bloss mit Marketing zu tun, und es mussten neue Brands her? Die Markenbezeichnung Thurbo tönt in manchen Ohren vielleicht sexy im Vergleich zu Regionalbahn Ostschweiz.

Trotzdem, ich kann mir nicht helfen. «Die Verkehrsbetriebe Luzern wünschen Ihnen frohe Festtage» wärmt mein Herz einfach mehr. 

Womöglich hat meine Irritation auch damit zu tun, dass ich in meinem ersten journalistischen Praktikum einen guten Lehrmeister hatte. Beim Titelsetzen schärfte er mir ein, dass die SBB (also die Schweizerischen Bundesbahnen) einen Plural verlangen, nämlich: Die SBB teilen mit (und nicht: Die SBB teilt mit). Und so wirken die oben genannten amputierten Formulierungen auf mich gewalttätig, klinisch rein und seelenlos.

Zum Schluss noch etwas Seele: Ein friedvolles neues Jahr allerseits!

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