Unlängst bekam ich wieder mal mit, wie ein Wichtigtuer sich ausdrückte. Da war die Rede von zielführend und proaktiv und dergleichen. Alles Wörter, die für mich auf die Liste der Sprachverbrechen gehören.

Zwei der möglichen Bedeutungen von zielführend sind vielverheissend und zweckvoll. Warum nicht gleich so? Synonyme für den ersten Begriff sind aussichtsreich, hoffnungsvoll, verheissungsvoll, chancenreich, vielversprechend. Eine schöne Auswahl also. Aber irgendwann hat jemand angefangen, stattdessen von zielführend zu sprechen. Wenn das Ziel schon im Satz vorkommen soll, würde es beispielsweise reichen zu sagen: Dieses Argument führt nicht zum Ziel. Punkt.

Auch für die zweite Bedeutung, zweckvoll, gibt es jede Menge weitere Synonyme: geeignet, hilfreich, durchdacht. Alles schon da. Weg mit dem zielführend!

Fast noch schlimmer als zielführend ist proaktiv. Beispiel gefällig? «Dank der proaktiven Strategie der Geschäftsleitung konnte die Entwicklung des Unternehmens erfolgreich vorangetrieben werden.» Aktivreicht heute also nicht mehr, es muss schon proaktiv sein. Denn, was wird denn im Beispielssatz gesagt? Dass die Geschäftsleitung nicht nur etwas getan hat (aktiv war), sondern das auch noch vorausschauend. Das will ich doch hoffen. Wie die Strategie ausgesehen oder was genau unternommen wurde, davon erfahre ich allerdings nichts. Nur warme Luft demnach. Wieder einmal ist übrigens ein Begriff aus dem englischen Wortschaft (proactivity) in den deutschen Sprachgebrauch gelangt, wie der Website neueswort.de zu entnehmen ist. Ganz ohne Notwendigkeit. Mir wäre mehr Klarheit lieber.

Das wirklich Bedenkliche dabei ist meiner Ansicht nach, dass dieser Management-Sprech sich in die Alltagssprache eingeschlichen hat. So habe ich schon gehört, wie eine Stellensuchende sagte: «Man muss sich heute proaktiv bewerben.» Was wollte sie damit ausdrücken? Dass es nicht reicht zu warten, bis irgendwo eine Stelle ausgeschrieben wird und dann zu reagieren, sondern es manchmal sinnvoll sein kann, sich direkt an ein Unternehmen zu wenden. «Ich bewerbe mich aktiv» würde ziemlich genau das gleiche beschreiben. Eben.

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