Unlängst ist mir aufgefallen, dass es Wörter gibt, die überwiegend negativ gebraucht werden. Obwohl es sich um Begriffe handelt, die sowohl als auch anwendbar sind. Kritik zum Beispiel.
Kritik kann hart sein, bitterbös, ätzend, gnadenlos. Das stimmt.
Und erst die Kritiker! Sie können jemanden hochjubeln und später tief, sehr tief, fallen lassen. Und weil das so ist, soll es Autorinnen und Schauspieler geben, die Kritiken nie lesen. Behaupten sie.
Doch, warum so negativ? Eine Kritik zu äussern, heisst noch lange nicht, dass der Sprecher oder die Sprecherin etwas Abfälliges sagen möchte. Kritik bedeutet lediglich, dass ein Gegenstand oder eine Handlung anhand von Massstäben untersucht wird und man oder frau anschliessend zu einem Urteil kommt. Dieses Urteil kann positiv oder negativ ausfallen. Typische Beispiele dafür sind die Buch- und die Filmkritik.
Philosophisch betrachtet ist Kritik eine Grundfunktion der denkenden Vernunft und wird, sofern sie auf das eigene Denken angewandt wird, ein Wesensmerkmal der auf Gültigkeit Anspruch erhebenden Urteilsbildung. Sie gilt im Sinne einer Kunst der Beurteilung als eine der wichtigsten menschlichen Fähigkeiten – womit wir beim griechischen Ursprung des Wortes wären. Das deutsche Kritik wurde übrigens vom französischen critique übernommen, was sich unter anderem an der Betonung zeigt.
Berühmt ist das Werk «Kritik der reinen Vernunft» von Immanuel Kant. Als Nicht-Philosophin werde ich mich allerdings hüten, dazu etwas zu sagen.
Stattdessen nehme ich mir vor, selber wieder öfter eine sachliche, aufbauende, helfende, schöpferische oder kameradschaftliche Kritik zu äussern. Alles andere wird oft genug gemacht.
(Bild von OpenClipart-Vectors auf Pixabay)