Ich liebe Kassierer*innen. Aus einem ganz einfachen Grund: Ich mag Menschen lieber als Maschinen. Selbst Menschen, die mich an der Kasse fragen: «Zettel welle?»

Zettel welle?
Hä?
Leute, entscheidet Euch! Wollt Ihr mich siezen oder duzen?

Im ersten Fall wäre es angenehm eine Frage zu hören wie «Möchten Sie gerne eine Quittung? Oder «Soll ich einen Kassenbeleg mitgeben?» (damit löst sich spätestens hier für alle Leser*innen auf, das welle eine Konjugationsform des Verbs wollen im Schweizerdeutschen ist).

Im zweiten Fall reicht ein schlichtes «Möchtest du gerne eine Quittung?” oder «Benötigst du einen Kassenzettel»? Aber Zettel welle? Geht gar nicht.

Die gewählte Formulierung ganz ohne Pronomen hat etwas Grobes, Unflätiges an sich. Und von den groben, unflätigen Buben sind jetzt, Anfang November 2023, zu viele an der Macht. Da würde zumindest im Alltag ein achtsamer Untergang miteinander eine minimale Linderung bedeuten. 

Obwohl mir in letzter Zeit also aufgefallen ist, dass dieses Zettel welle nicht die Ausnahme ist, sondern ansteckend zu sein scheint wie eine Seuche, sollte ich vielleicht nicht so streng sein mit den Menschen an der Supermarktkasse. Sind sie vielleicht nur müde von den langen Arbeitszeiten (bis 22 Uhr im «Für dich und mich»), traurig, dass sie am Sonntag tätig sein müssen (und nicht wirklich wählen dürfen, ob sie das möchten), krank vorm Durchzug, in dem sie den ganzen Tag sitzen, genervt wegen fehlendem Tageslicht in einem Bahnhofuntergeschoss – so sehr, dass sie eben bloss noch das Zettel welle rausbringen? Immer noch besser als jede Maschine, die «pling» macht und bittet «Bewerten Sie Ihren heutigen Besuch bei uns» und «Bis zum nächsten Mal Geldausgeben» säuselt. 

Menschen sind unperfekt, aber das macht sie ja menschlich. Seufz.
(Bild: Mariana Anatoneag auf Pixabay).

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